Auf dem Höhepunkt der närrischen Zeit angekommen sind viele Menschen gut gelaunt, lustig, bunt angemalt, verkleidet usw. Viele liegen sich aus den verschiedensten Motiven buchstäblich in den Armen. Schlechte Gefühle – Fehlanzeige. Freundschaft, Feiern ist gefragt.
Aber was, wenn uns unsere Freunde enttäuschen? Was, wenn uns die Freundschaft gekündigt wird? Das fühlt sich nicht gut an. Starke Gefühle, Tränen, Frustration, Enttäuschung, Bitterkeit überkommen uns. Kein Ausweg, keine Versöhnung, kein klärendes Gespräch. Unbarmherzige Pattsituation, ein Gefühl der Ohnmacht – Ende.
„Sei mir ein starker Fels und eine Burg, dass du mir helfest! Um deines Namens willen wollest du mich leiten und führen. Psalm 31, 3b+4b
Der Psalmbeter könnte seine Worte in eine solche Situation gesprochen haben. „Gott, wo mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird, verhilf mir zu einem sicheren Stand. Gib Du mir Sicherheit, Schutz, Hilfe. Gib mir Orientierung – wie konnte das geschehen?“
Wie weit trägt ihre Freundschaft? Stehen Sie zueinander auch noch, wenn Sie enttäuscht werden? Stehen Sie einander bei, wenn sie ausgelacht, verachtet, verfolgt oder verdächtigt werden?
Freundschaft ist ein Qualitätsbegriff für eine gelingende, dauerhafte Beziehung. Und: Freundschaft bedeutet immer auch ein Opfer.
Jesus merkte das am eigenen Leib, als er in seinen Tod ging. Seine Freunde flohen am Ende alle, ließen ihn im Stich, gerade als er sie am dringendsten brauchte.
Freundschaft erfordert die Bereitschaft, Unangenehmes in Kauf zu nehmen, des anderen Leid und seine Marotten zu (er-)tragen. Das geht, wenn und weil der Wert einer Freundschaft nach anderen Maßstäben gemessen wird. Dann kann ich jemanden auch noch annehmen, wenn er mich bitter enttäuscht hat. Da erst zeigt sich, ob es wirklich Freundschaft ist.
Jesus blieb seinen Freunden treu – bis in den Tod und darüber hinaus. Nach Ostern bezeichnete er sie wieder als seine Freunde. Wahre, bedingungslose Freundschaft zeichnet sich im Wunder der Versöhnung aus: Wir können vergeben, verzeihen, uns aussöhnen, uns selbst nicht so wichtig nehmen, wertschätzen, achten, respektieren, Interesse zeigen, gegenseitig dienen und lieben.
Nach all dem närrischen Treiben beginnt nächste Woche mit Aschermittwoch die Fastenzeit. Vielleicht nehmen Sie sich dann einmal sieben nüchternere Wochen Zeit, um über Wesen und Wert wahrer, bedingungsloser Freundschaft – unter anderem zu Jesus – nachzudenken.
(heute im Öffentlichen Anzeiger der Rhein-Zeitung für Bad Kreuznach erschienen)
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