Erinnern Sie sich!

Welche Ereignisse waren für Sie in letzter Zeit herausragend? Können Sie sich noch erinnern?

Es ist viel passiert: Die bewegende Freilassung von Deniz Yücel nach über einem Jahr Haft in türkischen Gefängnissen ohne Anklage. – Die Goldmedaille im Zweier-Bob: 3:16.860 min – Kanada und Deutschland beide in exakt derselben Zeit Olympiasieger! – Furchtbar das schlimme Flugzeugunglück im Iran.

Und auch wir haben unsere eigenen kleinen oder großen Erlebnisse: Führerscheinprüfung bestanden, Klassenarbeit verhauen, Geburtstag gefeiert, einen lieben Menschen zu Grabe getragen, neuen Job bekommen, arbeitslos geworden, Hochzeitsplanungen begonnen, zum Studium eingeschrieben, Urlaub gebucht, Kind geboren. Die Liste ist endlos.

Der kommende Sonntag heißt „Reminiszere“. Das erste Wort aus Psalm 25, Vers 6 in der lateinischen Bibel: Gedenke (= reminiscere), Herr, an deine Barmherzigkeit und an deine Güte, die von Ewigkeit her gewesen sind.“

Vielleicht haben Sie in letzter Zeit Dinge erleben müssen, die gar nicht so gut waren, oder jemand ging unbarmherzig mit Ihnen um. Gott dann barmherzig und gut zu nennen, fällt schwer. Erstaunlich ist: Der Psalmbeter ruft Gott auf, sich an seine Barmherzigkeit und Güte zu erinnern! Als wäre Gott ein alter Mann, den man an Dinge erinnern müsste. Und Gott ist im Gegensatz zu uns Menschen immer barmherzig und gut. Gerade dann, wenn es sich nicht so anfühlt. Aber weil Gott mit uns Menschen in Kontakt sein möchte, will er auch von uns angesprochen werden: „Erinnere Dich!! Ich brauche Deine Barmherzigkeit und Güte in meinem Leben, Gott!“

Wenn wir so beten, docken wir bei Gott schon an, wenn wir gerade das glatte Gegenteil erleben. Am Ende können wir aber vielleicht in Psalm 23 einstimmen und sagen:

„Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang!“

 Ich wünsche Ihnen diese lebenslange Erfahrung der Güte und Barmherzigkeit Gottes!

Die Sonne scheint über uns alle

Ich liebe den Sommer! Wenn ich bei Sonnenaufgang am Strand entlang jogge, muss ich an Gottes Größe und seine wiederkehrende und immer neue Güte für uns Menschen denken. Das erste Sonnenlicht taucht nach einer kühlen Sommernacht alles in ein goldenes Licht und die ersten Strahlen beginnen mich zu wärmen. Dann spüre ich: das brauche ich zum Leben. Gott meint es gut mit mir. Ohne sein Licht, seine Güte geht es einfach nicht.

Die Lichtverhältnisse bei Sonnenuntergang sind oft intensiver und vielgestaltiger. Fast alle Regenbogenfarben sind am späten Abendhimmel zu sehen. Und die Natur färbt sich je nach ihrer natürlichen Farbe (Baum, Strauch, Blume, Sand am Strand) in ein prächtiges Lichtspiel. Auch darin zeigt Gott mir seine Güte und mit den Farben des Regenbogens seine Gerechtigkeit.

Dann denke ich darüber nach, wie wir miteinander umgehen. Und ich summe das Lied, das wir im Gottesdienst manchmal singen: „die Sonne scheint über uns alle… – ich wünsche nur jedem, den Retter zu kennen, und Gott nicht nur Herr, sondern Vater zu nennen“. Gott lässt die Sonne über uns allen auf- und untergehen. Er unterscheidet nicht, schaut alle mit liebenden Augen an, möchte unser Vater sein. Diese Wahrheit ist für mich am frühen Morgen im wärmenden, wohltuenden Licht erkennbar. Dann wünsche ich mir jedes Mal, dass wir es schaffen, diese Welt in Frieden, Gerechtigkeit, mit Güte und der Wahrheit über unserem Leben zu verwalten.

„Lebt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“ (Epheserbrief, Kapitel 5, Vers 8b–9)

Dieser Aufruf des Paulus an uns drückt das vortrefflich aus: Lebt so, dass Ihr Gott als Vater erkennt und annehmt, lebt als seine untereinander gleichen Kinder, seid Lichtgestalten, die Gottes Wesen auf Erden offenbaren! So erlebt ihr untereinander die Früchte dieses Lebens mit Gott. Deshalb:

„Fang an den Tag mit Freude! Schau froh ins frühe Licht. Gott zeigt der Welt auch heute gar freundlich sein Gesicht. Er schenkt sich alle Morgen, schafft alles immer neu, und alles ruht geborgen in seiner Lieb und Treu.“ (Arno Pötzsch)

Trinitatis – Liebe, die dem Leben dient

Vor einigen Tagen sprach ich mit meiner Tochter über die Aggregatzustände von Wasser. In flüssiger Form ist es uns zum Trinken, Waschen, Schwimmen oder auch Taufen bekannt. In gefrorener, fester Form als Eis nutzen wir Wasser etwa zum Kühlen von Getränken oder zur Vorratshaltung von Lebensmitteln. Gasförmig kennen wir Wasser z.B. beim Kochen. Außerdem wird es als Wolken aufs Land getrieben, um dort als Regen den Durst der Natur zu löschen. Insgesamt: In allen drei Fällen dient Wasser uns zum Leben!

Kürzlich wurde ich beim Glaubenskurs unserer Gemeinde gefragt: Glauben Christen in Wirklichkeit nicht an drei Götter? Ist es nicht eine Mogelpackung, von nur einem Gott zu reden, wenn er uns in drei Personen (Vater, Sohn, Heiliger Geist) vorgestellt wird?

Christen glauben an den einen Gott. Er hat die Welt erschaffen, er hat die Welt von ihrer selbstgewählten Distanzierung von Gott erlöst, er lebt unter und in uns durch seinen Geist.

Der kommende Trinitatis-Sonntag möchte uns daran erinnern, dass dieser Gott immer Einer und Derselbe ist. Um ihn kennenzulernen, offenbart er sich uns in verschiedenen Formen (Personen) und dient darin – wie das Wasser – unserem Leben!

Als Vater und Schöpfer ist er derjenige, der unser Leben geschaffen hat und erhält, der mit uns in Gemeinschaft lebt. Als Sohn hat er sich uns als Mensch gezeigt und uns die Liebe des Vaters in völliger Hingabe und Selbstaufgabe leibhaftig gebracht. Als Heiliger Geist lebt er in uns und lässt durch uns ein Stück davon erkennen, was Gemeinschaft in ihrer Uridee sein kann (auch wenn wir gerade darin täglich fehlen).

Das Einzigartige: Unter seinen göttlichen „Aggregatzustände“ (Personen) herrscht stets vollkommene Liebe. Für uns kaum nachvollziehbar, denn wir können nicht vollkommen lieben. Ansonsten wären wir schon im Paradies. Ein Vorgeschmack will und soll (nicht nur aber ganz besonders) die christliche Gemeinschaft sein: Ein Stück vollkommene Liebe, die dem Leben dient.

Ähnlich wie beim Wasser ist Gott als der Eine uns also in unterschiedlicher Weise nahe und ermöglicht uns zu leben. Dafür sollten wir ihn feiern und ehren!

jesus, schleiermacher und steve jobs

»Es gibt aber Menschen, deren Entwikkelung über ihr Volk und ihre Zeit hinausgeht, und deren Entwikkelungsstufen hernach ins Gesammtleben übergehn; fördert aber der Einzelne das Gesammtleben durch Resultate, die vorher nicht da waren aber hernach ein Gemeingut werden, so steht das Ganze unter der Potenz des einzelnen Lebens.« (Friedrich Schleiermacher, Leben Jesu-Vorlesungen, S. 11)

Es gibt Menschen in unserer gesellschaftlichen Entwicklung, die nachhaltig dafür gesorgt haben, die Welt zu verändern und dafür zu sorgen, dass sie auch nach ihrem Abschied von der Erde nicht nur in Gedanken unter uns sind.

Zweifellos ist Jesus Christus der aus der in der Überschrift zu diesem Post genannten Reihe der markanteste und bedeutungsvollste Mensch. Jesus Christus hat es wie kein zweiter geschafft, uns den Himmel auf die Erde zu holen – dies in einer Weise, die sich vorher so keine gedacht hatte und das ist bei den meisten Menschen auch heute noch so. Jesus Christus hat uns Gott als Vater gezeigt und uns gleichzeitig vorgelebt, wie wahres Leben, Leben, wie es sich der Schöpfer von Anfang an gedacht hatte, aussehen kann. Es ist ein Leben der Fürsorge und des Daseins für den anderen. Ein Leben also, das Dienst am anderen ist. Die Gemeinschaft, die sich von Christus her ableitet, und die wir gemeinhin als Kirche bezeichnen, hat sich an diesem Vorbild zu orientieren, ja sollte diesen Christus abbilden und deshalb im besten Sinne Dienstleisterin für unsere Gesellschaft sein. Dass sie es häufig genug ist, ist ein bedauernswerter Zustand aber dennoch kein Grund zur Resignation. Vielmehr ein Aufruf an alle in der Kirche aktiven, diesen Zustand zu ändern und der Vision Gottes näher zu kommen.

Friedrich Schleiermacher (der Kirchenvater der Neuzeit) hat wie kein zweiter in der nachaufklärerischen Phase dazu beigetragen, dass insbesondere das kirchlich-dogmatische Denken der evangelischen Kirche Veränderung und eine Anpassung an die gesellschaftlichen Entwicklungen der damaligen Zeit durch die Aufklärung erfahren hat. Diese Wirkung ist freilich nicht mit derjenigen von Jesus Christus zu vergleichen. Dennoch hat Schleiermacher dafür gesorgt, dass sein Kirchenverständnis bis heute kräftig genug ist, insbesondere die evangelisch kirchliche Landschaft zu prägen und zu beeinflussen. Es ist sein Verdienst, die Kirche als Dienstleisterin zu zeigen, die sich im Gefolge Jesu Christi darum zu bemühen hat, diesen Christus leibhaftig abzubilden und den Menschen damit Gottes Vision vom gemeinsamen Leben vor Augen zu malen.

Die Nennung von Steve Jobs in dieser Reihe wird dem geneigten Leser dieses Blogs evtl. etwas sonderbar anmuten – Recht so! Jobs war kein Messias und auch kein Kirchenvater der Neuzeit. Aber – wie wir alle wissen – hat Jobs die Welt durch sein Dasein an der Schnittstelle von Geisteswissenschaft und Technologie ebenfalls nachhaltig verändert. Als Visionär und Gründer von Apple hat er nicht nur dafür gesorgt, dass es Rechner auf diesem Planeten gibt, die auch wirklich laufen. Er hat es wie kein anderer geschafft, die Welt miteinander zu verbinden durch Innovationen, die vorher nicht da waren. Und damit trifft das Zitat Schleiermachers auch auf ihn zu. In seiner Biographie geschrieben von Walter Isaacson wird Jobs zudem mit einem denkwürdigen Satz zitiert. Ein Buddhist lässt uns Christen aufhorchen und hinterlässt uns damit eine Botschaft, die hoffentlich auch zeitlos und nachhaltig wirkt. Es lohnt sich, über diesen Satz längere Zeit zu meditieren:

„Das Christentum verliert an Kraft, wenn es sich zu sehr auf den Glauben stützt, statt nach dem Vorbild von Jesus zu leben oder die Welt mit dessen Augen zu sehen“. (Isaacson, Steve Jobs, S. 34).

ostergarten und die zeit danach

Der Ostergarten ging bereits am 24. April mit einem inspirierenden und internationalen Gottesdienst sowie einer anschließenden letzten Führung zu Ende. Im Rahmen des Gottesdienstes kamen noch einmal nahezu alle Stationen des Sinnenparks zum Einsatz bzw. wurden thematisiert. Außerdem konnten die Besucher den gemeinsamen Auftritt des Pastors Jakob Willi Kabangu (Pastor der afrikanischen Gemeinde, die unsere Räume nutzt) sowie eines kleinen Chores seiner Gemeinde erleben, die dem Gottesdienst einen internationalen Charakter gaben. Damit wurde auch der Osterbotschaft ein internationaler Rahmen gegeben, der durch die Auferstehungsberichte der Evangelien schon beim Auferstehungstag Christi selber deutlich wird.

Und nun? Die Zeit danach ist angebrochen. Man könnte sagen „nach dem Ostergarten ist vor dem Ostergarten“. Denn schon jetzt steht ziemlich sicher fest, dass es eine Wiederholung gibt. Nur in welchem Jahresabstand ist noch die Frage. Außerdem werden wir das Projekt in zwei Abenden miteinander auswerten. Darauf bin ich schon gespannt.

Der ansonsten bekannte Alltag hat mich wieder – teilweise gut, teilweise aber auch nicht… Der Ostergarten hat mir gezeigt: Um als Kirche in der Gesellschaft relevant zu sein, braucht es gar nicht allzu viel. Auf jeden Fall keine ständigen besonderen Events. Wenn unsere Gottesdienste (das Kerngeschäft der Kirche) gut gemacht sind, wenn wir ansonsten die anderen Säulen des christlichen Lebens (Brotbrechen, Gemeinschaft, Diakonie) nicht aus den Augen verlieren, dann könnten wir vieles andere, was wir tun, auch sein lassen. Nur leider fehlt vielen Gemeinden der Blick darauf, was sie alles von Gott geschenkt bekommen haben – welche Idee sich Gott für jede ganz besonders zusammengestellte Gemeinde ausgedacht hat, zu was er sie beruft. Und das ist der Grund für viel Arbeit, gemeinsames Hinschauen, Orientieren, Gespräche usw.

Also: frisch ans Werk! Nee, frisch ist nach einer kurzen Woche Urlaub leider noch gar nichts…