Heute ist Erntedanktag.
Ich liebe diesen Tag im Kirchenjahr besonders. Schon als Kind habe ich mich darauf gefreut: Weil wir Kinder uns nach dem Gottesdienst immer an den Früchten am Erntedanktisch bedient haben. Die frischen Trauben, eine Banane – alles geschenkt! 🙂
Der Erntedanktag zeigt uns auch unseren Reichtum. Im 21. Jahrhundert geht es immer mehr darum, dass die Menschheit in Versorgungsengpässe gerät. Gut, das erleben wir in Europa vielleicht nicht so sehr. Zumindest diejenigen unter uns nicht, die (noch) nicht von Hartz IV betroffen sind. In dieser Woche gab es in unserer Stadt eine ACK-Veranstaltung mit dem Titel „Kennt ihr die Armen eurer Stadt?“. Das war herausfordernd und beschämend zugleich: Auch in meiner Stadt gibt es Arme, die sich kaum die Butter auf dem Brot leisten können. WARUM lasse ich das zu?
Und dann Erntedank: Das Fest, das vom Dank an Gott für seine gute Gabe (auf den Feldern) geprägt sein soll. Eine Versorgung, die allen gilt, weil vor Gott alle gleich sind. Eine Versorgung, die allen zugetan werden soll – zumindest dachte Gott sich das so…
Wir sind reich – steinreich – und wir könnten mit unserem Reichtum die Welt versorgen. KEINER müsste hungern. KEINER müsste isoliert um seine Existenz kämpfen. „Reichtum 21“ sieht so aus, dass alle alles miteinander teilen, und dass daraus Segen für alle entsteht.
Während sich in Stuttgart die Mächtigen und Gewalten wegen Stuttgart 21 die Köpfe einschlagen, ein Milliardenprojekt, müssen in der gleichen Stadt Menschen hoffen, dass sie ein Dach über dem Kopf haben für die nächste Nacht, dass sie etwas zum Essen bekommen am nächsten Tag usw.
Reichtum 21 heißt für mich: Ich lasse mich von Gott verwandeln zu einer „guten Gabe“ für eine bessere Welt. Ich lasse mich gebrauchen als gute Gabe, damit alle gleich viel zur Verfügung haben. Ich werde als Teil der Kirche zur lebendigen Eucharistie und sorge mit der Gemeinschaft dafür, dass denjenigen Recht widerfährt, die entrechtet ist. Ich lasse aus mir Segen fließen, damit ein Stück des Reichtums wieder an Gott zurück kommt. Denn eins ist auch klar: Reichtum 21, das gäbe es nicht, wenn Gott nicht wär. Denn aller Reichtum kommt von Gott.
Erntedanktag, 20 Jahre Deutsche Einheit – lies mal unter diesem Gesichtspunkt Epheser 2,17-18.